Allgemeine Informationen zu Pädophilie

Eine pädosexuelle Neigung ist sehr oft mit einem Tabu behaftet, weshalb die eigene Betroffenheit häufig mit Scham, Schuldgefühlen oder Ängsten einhergeht. Hier führen gängige Vorurteile ggf. zu einer Abwertung der eigenen Person. Es entstehen Ohnmachtsgefühle, Depression bis hin zu Suizidalität. Ganz grundsätzlich ist Pädophilie eine sexuelle Präferenz wie auch alle anderen. Es ist keine Krankheit. Deshalb gibt es auch keine „Heilung“.

 

Betroffene können auf therapeutische Angebote zurückgreifen, die ihnen im Umgang mit der eigenen Sexualität helfen. Die Angebote sind sehr unterschiedlich. Leider finden sich auch solche, die nur vordergründig das Leiden der Betroffenen im Fokus haben und andere Ziele verfolgen.

 

Pädophilie sucht sich die betroffene Person nicht aus, es ist keine selbst getroffene und bewusste „Wahl“

Wer eine sexuelle Vorliebe für Kinder hat, die noch nicht das Alter der Pubertät erreicht haben (präpubertäre Kinder) oder sich in einem frühen Stadium der Pubertät befinden, kann von einer pädophilen Neigung ausgehen. Als „pädophil“ kann die Person eingestuft werden, die über 16 Jahre alt ist und mindestens seit über 6 Monaten sexuelle Fantasien in Zusammenhang mit Kindern mit sich trägt. Das Interesse am Geschlecht schwankt, einige Menschen mit einer Pädophilie interessieren sich nur für Mädchen, andere haben ausschließlich Interesse an Jungen. Eine dritte Gruppe wiederum, ist sowohl an Mädchen wie auch an Jungen sexuell interessiert. Von der pädophilen Präferenz zu unterscheiden ist die Hebephilie. Unter Hebephilie werden Personen verstanden, die sich von Kindern beziehungsweise Jugendlichen im pubertären Alter sexuell angezogen fühlen. Das Alter der sexuellen Präferenzgruppe hebephiler Menschen liegt somit bei ungefähr 11 bis 16 Jahren. Das sexuelle Interesse bezieht sich hierbei auf Menschen, deren eigener Körper sich momentan im Übergang vom Kindsein zum Erwachsenem befindet. Das Interesse an Kindern oder Pubertierenden bleibt in aller Regel das ganze Leben lang bestehen. Nach dem aktuellen Wissensstand kann eine sexuelle Orientierung nicht verändert werden.

 

Wenige Studien geben Auskunft: Pädophilie ist Angeblich ein männliches Problem

Nach dem bisherigem Kenntnisstand, ist der größte Teil der Personen mit pädophiler oder hebephiler Präferenz männlich. Über die Häufigkeit bei Frauen gibt es keine sicheren Erkenntnisse. Die Studienlage ist dünn. In Deutschland gaben in anonymen Befragungen zwischen drei und sechs Prozent der befragten Männer sexuelle Sehnsüchte bezogen auf Kontakte mit vorpubertären Kindern an. International liegt der Anteil bei zwischen drei und neun Prozent. Wirklich zuverlässige und belastbare Daten liegen nicht vor, weil hierzu aufwendige empirische Studien noch nicht durchgeführt wurden. Aktuell wird an neuen wissenschaftlichen Untersuchungen gearbeitet, die in dieser Fragestellung zu mehr Klarheit verhelfen könnten. Bisher wurde die Häufigkeit auf bis zu ein Prozent der männlichen Bevölkerung geschätzt, was in Deutschland in etwa 250.000 bis 300.000 Männer betreffen würde. Neuere Schätzungen gehen von 4%, also von über einer Million, aus.

 

Wenn die eigene Neigung zur Belastung wird: Zwischen Sehnsucht und Missbrauch

Die pädo- oder hebephile Neigung ist zu unterscheiden von sexuellem Missbrauch. Sehnsüchte, Fantasien und Wünsche sind nicht strafbar und so lange diese unausgelebt bleiben, schaden sie keiner weiteren Person. Viele pädophil veranlagte Menschen begehen keinerlei sexuelle Übergriffe. Etliche Kindesmissbrauchsfälle sind von Personen ohne einer solchen Veranlagung verursacht. Ganz konkret geben die Statistiken her, dass ca. 90% der Hands-on Delikte (realer Kontakt) von Personen begangen werden, die sich prinzipiell von erwachsenen Menschen sexuell angesprochen fühlen. Pädophile Menschen erkennen fast immer das eigene und nicht selbst geschaffene Dilemma, in welchem sie sich befinden und leiden unter dem nicht ausleben dürfen ihrer Sehnsüchte und Fantasien.

 


Ursachenforschung schafft immer noch nicht endgültig Klarheit über die Entstehung einer pädophilen Präferenz

Warum genau ein Mensch eine solche, durchaus belastende Neigung hegt, darüber streitet sich nach wie vor die Wissenschaft. Die eine, alles erklärende Ursache für die Entstehung einer Pädophilie existiert nicht. In der Forschung werden unterschiedliche Faktoren diskutiert, die im Grundsatz eine solche Präferenz begünstigen können, ohne daraus bereits allgemein gültige Rückschlüsse bilden zu können. Zu solchen Faktoren zählen beispielsweise Auffälligkeiten der Gehirnfunktion, Entwicklungs- und Bindungsstörungen in der frühen kindlichen Phase und traumatische Erfahrungen. Ein immer wiederkehrender Erklärungsversuch ist das biopsychosoziale Störungsmodell. Demnach ist die Ursache im Zusammenspiel von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren zu finden. Doch auch dieses Modell gibt letztendlich keine eindeutige Antwort auf die Frage, wie eine pädo- oder hebephile Neigung entsteht.

 

Zusammengefasst kann man sagen, es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, wie sich sexuelle Orientierungen überhaupt entwickeln.

 

Diagnosen stellt das Fachpersonal in einer sicheren Umgebung

Medizinisch wird die Pädophilie als eine Störung  eingestuft, wenn der Betreffene sie ausgelebt hat oder durch sie stark belastet ist. In einheitlichen, international anerkannten Leitlinien, werden die Kriterien für die Diagnose dieser sexuellen Störung definiert (ICD 11 / Code 6D32). Bei der Diagnosestellung steht die klinische Anamnese in Form eines Interviews im Mittelpunkt. Der betroffenen Person werden dabei Fragen zur persönlichen Lebenssituation gestellt, ebenso Fragen zur sexuellen Erregung, sexuelle Fantasien und das sexuelle Verhalten. Die Fragen sind intim und gehen sehr in die Tiefe, doch nur so kann sich das Fachpersonal ein Urteil erlauben. Durch Fragebögen und Tests wird das Interview gegebenenfalls erweitert. Leider würde eine nicht korrekte Diagnose weitreichende Konsequenzen mit sich bringen und die entsprechende Person langfristig mit einem Stigma kennzeichnen. Deshalb bedarf es für die Diagnosestellung unbedingt spezieller Fachkenntnisse.

 

Begleitung für Pädophilie: Eine Therapie kann helfen und zu mehr Lebensqualität führen

Gewiss ist es kein einfaches Unterfangen, aber dennoch möglich: Ein glückliches und erfülltes Leben mit, beziehungsweise trotz pädophiler Veranlagung. Zwar kann die sexuelle Störung nicht verändert werden, doch durch eine Therapie ein gesunder Umgang mit dieser erlernt werden. Auch bei Sorgen, dass es zu einem Übergriff kommen könnte, kann eine Therapie hilfreich sein. Es existieren ausgebildete Therapeuten und Therapeutinnen, die auf das sexuelle Verhalten von Menschen spezialisiert sind. Jene arbeiten sowohl mit Personen mit pädo- oder hebephilen Neigungen, wie auch mit Menschen, die illegale oder schädliche sexuelle Handlungen vornehmen, ohne dass tatsächlich eine Pädophilie vorliegt.

 

Habe ich Probleme mit meiner Sexualität, ist eine Therapie grundsätzlich hilfreich. Auch begleitende Erkrankungen, wie beispielsweise eine Depression, können therapiert werden.

 

Pädophilie Behandlung: Von Einzeltherapie bis hin zur Gruppentherapie, es stehen unterschiedliche Behandlungsmethoden zur Verfügung

In der Therapie können unterschiedlichste klinische Methoden eingesetzt werden, wie zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie, Traumatherapie, Gesprächstherapie, Gruppentherapien und die Rückfallprävention. Im therapeutischen Setting werden Gedanken und Fantasien angegangen. Die Therapie kann ebenso helfen das eigene Verhalten zu kontrollieren. Als Ziel steht, sich der ganz persönlichen Herausforderungen und der eigenen Ressourcen bewusst zu werden. Denn selbst wenn sich diese abweichende sexuelle Neigung nicht wegtherapieren oder heilen lässt, so kann sie dennoch kontrolliert werden. Wer einmal die eigenen Gefühle und Verhaltensweisen reflektiert und für sich verstanden hat, dem gelingt es eher, sich in der Zukunft verantwortungsvoll und sicher verhalten zu können. In die Therapie fließt oft die Behandlung weiterer schwerere psychischer Begleiterkrankungen ein, unter denen häufig zusätzlich gelitten wird und zu denen beispielsweise Angststörungen, Panikattacken oder Depressionen zählen. Darüber hinaus können Medikamente eingesetzt werden. Dies ist immer im Einzelfall zu klären. Insbesondere der Einsatz von Antiandrogenen ist mit erheblichen Wirkungen verbunden und sollte möglichst vermieden werden.

 

Rat für Pädophile gehört in die Hände von Spezialistinnen und Spezialisten

Guter Rat für betroffene Personen ist nicht immer schnell und einfach zu finden, da es nur wenige Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet gibt. Zwar kann prinzipiell jede/r Psychotherapeut/in Personen mit einer solchen Neigung in die eigene Praxis aufnehmen, doch die wenigsten sind hierzu bereit, da sie sich auf andere Störungsbilder spezialisiert haben. Dies führt unter anderem dazu, dass immer mehr Betroffene Antworten und Lösungen im Internet suchen. Von „Diagnosetools“, die angeblich anhand eines Onlinetests eine Diagnose ausspucken, ist dringend abzuraten. Diagnosen sollten nur von Spezialisten/-innen getroffen werden, auch wenn nachvollziehbar der Hilfesuchende sich nach einer schnellen Antwort sehnt. Mit Hilfe von einer Therapie kann ein gesunder Umgang mit der eigenen Neigung erlernt werden. Die psychologische Fachperson wird somit zum Begleiter für Pädophile. Die Therapie ist der Vertrauensort, bei dem Beistand für Pädophile gefunden wird. Hier kann der Rat- und Beistandsuchende unbefangen und offen über die eigenen Gefühle und Handlungen sprechen, da das Fachpersonal der Schweigepflicht unterliegt. In einer nicht wertenden und neutralen Umgebung soll der Betroffene die Möglichkeit bekommen, sich mit seinen Problemen angenommen zu fühlen um sich immer mehr für die Therapie öffnen zu können. Dabei wird großen Wert auf die Merkmale Akzeptanz, Empathie, bedingungslose Wertschätzung sowie Authentizität gelegt.

 

Bei jeder Psychotherapie sollte die Therapeutin bzw. der Therapeut bewusst ausgesucht werden. Deswegen ist es sinnvoll, in einem Erstgespräch herauszufinden, ob man zusammen passt. Das gilt ganz besonders für den sexuellen Bereich, der häufig schambehaftet oder, wie hier, zusätzlich stigmatisiert ist.

 

Fazit: Sich selbst bewusst werden und ein erfülltes Leben führen

Pädophilie sucht man sich nicht aus, pädophil ist man. Die Gründe, die zu dieser Orientierung führen, sind noch nicht im Detail aufgeschlüsselt und ganz allgemein sehr vielfältig. Betroffene Personen leiden einerseits unter dem Druck und der inneren Sehnsucht nach einer Beziehung und sexuellen Handlungen mit einem Kind. Andererseits wissen sie um den Straftatbestand, den sie bei der Umsetzung ihrer Fantasien begehen würden und dem Risiko, dem Kind zu schaden. Dazu kommt die gesellschaftliche Ausgrenzung, welche auch zu einer Selbstabwertung führen kann. Deshalb suchen pädophil veranlagte Menschen nach Hilfe und finden diese bestenfalls in geeigneten Therapieangeboten. Eine bessere Lebensqualität ist das Ziel.

 

 

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