Kinder als Opfer
Mythen und Realität
Die Diskussion um Kinder als Opfer sexualisierter Gewalt wird häufig von Mythen und emotionalisierten Begriffen geprägt, die eine differenzierte Auseinandersetzung erschweren. Eine besonders weit verbreitete Annahme ist, dass jede sexuelle Erfahrung eines Kindes mit einem Erwachsenen oder Jugendlichen zwangsläufig zu einem Trauma führt, unabhängig von den Umständen oder der individuellen Wahrnehmung des Kindes. Diese Annahme, oft mit Begriffen wie „Seelenmord“ untermauert, ist wissenschaftlich nicht haltbar und trägt möglicherweise selbst zu zusätzlichem Leid bei.
Der Mythos des universellen Traumas
Es ist falsch, pauschal zu behaupten, dass jede Form von sexueller Erfahrung bei Kindern automatisch zu einer traumatischen Belastungsstörung führt. Wie jede Form von Lebenserfahrung hängt auch die Verarbeitung solcher Ereignisse maßgeblich von individuellen Faktoren ab, darunter das subjektive Erleben, die Umstände der Erfahrung und die nachfolgende Unterstützung durch Bezugspersonen. Kinder sind sexuelle Wesen und können positive Erfahrungen mit Nähe, Intimität und Sinnlichkeit machen. Ihnen jedoch nachträglich eine Opferrolle einzureden, kann traumatisierende Auswirkungen haben.
Therapie und verarbeitung von Traumata
Wenn Kinder traumatische Erfahrungen gemacht haben, sind Therapie und professionelle Unterstützung entscheidend, um diese aufzuarbeiten. Traumata können unabhängig von der Art der Gewalt verarbeitet werden, und der Mensch hat die Fähigkeit, die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen. Wichtig ist hierbei, das Kind nicht durch ideologisch geprägte Narrative weiter zu belasten, sondern es in seiner individuellen Wahrnehmung ernst zu nehmen.
Die Instrumentalisierung des Begriffs "Seelenmord"
Der Begriff „Seelenmord“ hat eine belastete Vergangenheit und wurde ursprünglich in antisemitischen Kontexten verwendet, insbesondere in der nationalsozialistischen Hetzpropaganda. Heute wird er von einigen Opferverbänden und Kinderschutzorganisationen übernommen, um die dramatische Wirkung ihrer Anliegen zu verstärken. Diese Begriffsübernahme ist problematisch, weil sie historische Konnotationen von Ausgrenzung, Stigmatisierung und Kriminalisierung transportiert und damit einen unsensiblen Umgang mit der Geschichte zeigt.
Die Rolle von Opferschutzverbänden und Kinderschutzorganisationen
Opferverbände und Kinderschutzorganisationen haben oft legitime Anliegen, stehen jedoch in einem Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit, öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen, und der Gefahr, Zahlen und Narrative zu übertreiben. Die Verwendung hoher Dunkelziffern, die Dramatisierung von Begriffen wie „Missbrauchsabbildungen“ und die Gleichsetzung aller Formen von sexualisierter Gewalt (von Kinderpornografie bis zu Hands-On-Delikten) tragen dazu bei, die Diskussion zu emotionalisieren und differenzierte Lösungen zu erschweren.
Die Konsequenzen des Framings
Die systematische Eskalation in der Sprache schadet allen Beteiligten:
Fazit
Die Diskussion über sexualisierte Gewalt gegen Kinder erfordert eine nüchterne, faktenbasierte Herangehensweise, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und einer sensiblen Sprache basiert. Historisch belastete Begriffe wie „Seelenmord“ sollten kritisch hinterfragt und vermieden werden. Statt Generalisierungen und Emotionalisierungen braucht es konkrete Maßnahmen, die den Schutz und die Rechte von Kindern in den Mittelpunkt stellen, ohne dabei andere Gruppen pauschal zu stigmatisieren. Nur so können wir einen Beitrag zu einer wirklich kindgerechten und gerechten Gesellschaft leisten.